Theodor Haecker, Tag- und Nachtbücher, 1939-1945, hrsg. Hinrich Siefken, Innsbruck: Haymon-Verlag, 1989, S. 212:
Der persönliche und gute Stil eines Schriftstellers ist die — oft durch große Kunst erreichte — natürliche Einheit zweier Naturen — der Natur des Schriftstellers und der Natur der jeweiligen Sprache, in der er schreibt, denn diese beiden Naturen sind nicht identisch, und die Einheit ist meist nur durch gegenseitige Kompromisse zu erreichen. Es kann einer einen reizvollen persönlichen Stil schreiben, der nur sprachlich gesehen, schlecht ist, weil er die Natur der Sprache im allgemeinen und im besonderen vergewaltigt, und ein braver Schüler kann einen guten Stil schreiben, ohne etwas Persönliches zu verrraten. Der große Schriftsteller ist aber der, in dessen Stil beide Naturen eins geworden sind, die wieder auseinanderzulegen keinem mehr möglich ist.
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